Max Webers Rede über »Wissenschaft als Beruf«, die er 1917 vor Studenten in München hielt, gehört zu den herausragenden Vorträgen des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Plädoyer für die notwendige Selbstbeschränkung im Dienst der Wissenschaft sowie für »intellektuelle Rechtschaffenheit« lieferte er nicht nur ein rhetorisch glänzendes Beispiel der Selbstbesinnung, sondern zerstörte damit auch alle in ihn gesetzten Hoffnungen auf Führung und Weltanschauung. Nach seiner Veröffentlichung 1919 löste dieser Vortrag heftige Reaktionen aus und wurde zum Mittelpunkt einer regen, viel beachteten Debatte über Krise und Beruf der Wissenschaft, die sich im Kreis um Stefan George entzündete und dann auf weite Teile der Kultur- und Geisteswissenschaften übergriff. Die Debatte bündelte die Krisenerfahrungen der 20er und 30er Jahre und das diffuse Unbehagen an der Wissenschaft wie der Moderne. Warum geriet Webers Vortrag in den Fokus dieser Auseinandersetzung? Welche Kritiken und Antikritiken löste dieser aus? Richard Pohle beantwortet diese Fragen, zeichnet die zeitgenössische Debatte nach und macht dabei deutlich, warum sie ein hervorragendes Zeugnis des Ringens um die kulturelle Moderne ist.