Ob 1999 beim Hippiefestival in Burg Herzberg oder 1976 beim Nancy Jazz Pulsations, ob bei den Leverkusener Jazztagen 98 oder dem renommierten Bell Atlantic Jazz Festival in New York 1999 - der Eindruck, den die französische Musikformation Magma unter Leitung des Ausnahmedrummers Christian Vander sowohl bei Fans des Genres als auch bei neugierigen Unwissenden hinterläßt, ist überwältigend: seit 45 Jahren zwischen allen musikalischen Stühlen sitzend und daher in wenigen Worten nicht kategorisierbar, überschüttet sie ihr gefesseltes Publikum mit einer tonalen Mixtur, die sich sowohl von der klassischen abendländischen Moderne (Orff, Stravinsky) als auch den Jazzströmungen der 60er und 70er inspirieren lässt. Dass sie seit jeher auch die Rockfans in ihren Bann ziehen konnte, liegt daran, daß Vander, wie so viele andere Jazzer seiner Zeit (John McLaughlin, Chick Corea etc.), vom befreienden Charakter der Rockmusik der Aufbruchszeit so fasziniert war, dass er seine bis zu einstündigen Suiten, deren hypnotisch-repetitiv verschachtelte Spannungsbögen immer wieder jäh in rhythmischen Kaskaden explodieren, von Beginn an durch das heftige Zusammen- und Gegeneinanderspiel von Melodieinstrument-Bass-Schlagzeug in eben jenen rockmusikalischen Kontext stellte. Das Ungewöhnlichste an dieser Gruppe von trotz zahlreicher Umbesetzungen stets äußerst homogen agierenden virtuosen Instrumentalisten ist allerdings die Verwendung der menschlichen Stimme: sie haben sich zu ihrer Tour-de-force durchs klassik-jazz-rockmusikalische Wunderland ab 1977 als Begleitung einen mehrstimmigen Chor geholt, der irgendwo zwischen Gospelgesang und Swingle Singers agiert und mit zungenbrecherischen Stakkati die Musiker regelrecht voranzutreiben scheint, noch dazu in einer von Vander eigens für sein Oeuvre erfundenen Kunstsprache, der des Planeten Kobaia. Der hier dokumentierte Mitschnitt stammt vom ersten Konzert Magmas in Deutschland am 06.02.1974. Spektakulär!