1714 war ein erfolgreiches Jahr für Vivaldi: Am 4. Mai, seinem 36. Geburtstag, war er als maestro de concerti des Ospedale della Pietà mit einer komfortablen Stimmenmehrheit bestätigt worden, überdies hatte er dort mit seinen Schülern sein erstes Oratorium Moyses Deus Pharaonis aufgeführt. In Amsterdam kam seine Sammlung La Stravaganza im Druck heraus, und überhaupt brachte das Jahr Früchte eines stetig wachsenden Ruhms in Europa. Im sächsischen Pirna begeisterte sich der 17jährige Quantz für Vivaldis Concerti und machte sie zum Fundament seines eigenen Stils, in London wurden Opernarien des Venezianers in das Pasticcio Arminio eingefügt und dem Publikum des King’s Theatre zu Gehör gebracht, und in Venedig selbst war der berühmte deutsche Komponist Gottfried Heinrich Stölzel in die Stadt gekommen, um Benedetto Marcello aufzusuchen, doch beeilte sich Stölzel, dem prete rosso ebenfalls seine Aufwartung zu machen. Als größten Erfolg des Jahres konnte Vivaldi indes die Premiere seiner Oper Orlando finto pazzo auf der Bühne des Teatro S. Angelo verbuchen. Diese erste venezianische Oper legte den Grundstein für eine glühende künstlerische Liebesaffäre zwischen dem Komponisten und den Theatern der Serenissima, die ein Vierteljahrhundert andauern sollte.