Seinen Undergroundstatus hat Charles Bukowski nie ganz verloren, obwohl er spätestens seit Mitte der 70er Jahre einer der auflagenstärksten Autoren der Gegenkultur war. Wie ehedem wird der Dirty Old Man von Kultursnobs als degoutanter Latrinendichter und literarisches Leichtgewicht abgetan und von Feministinnen verachtet wegen seiner vermeintlichen Misogynie. Die Fans hingegen bewundern seine Humanität, schrundige Zärtlichkeit und eine Wahrhaftigkeit, die sich nicht hinter der Sprache verstecken muss. Man kennt die Stereotypen, die ewigen Pferderennen, Suffexzesse, Schmuddelsexgeschichten und Gossenschlägereien. Dass er zugleich ein Klassik- und Katzenliebhaber, ein liebevoller Vater und Kenner (nicht nur) der russischen und amerikanischen Literatur war, wissen nicht so viele. Obgleich Horst Schmidt in seinem rezeptionsgeschichtlichen Standardwerk »The Germans love me for some reason. Charles Bukowski und Deutschland« die besonders enge Beziehung Bukowskis zur Bundesrepublik nachzeichnet, gibt es hierzulande kaum umfangreichere literaturkritische oder -wissenschaftliche Darstellungen. Frank Schäfer schließt diese Lücke. Sein Band ist aber nicht nur für Fachidioten und Literaturkundige gedacht, sondern explizit an ein größeres Publikum gerichtet. Es ist ein erzählendes, gewissermaßen unlexikographisches Lexikon, das in Essays, Kurzporträts, Feuilletons, kritischen Glossen, Zitatcollagen, Interviews etc. den Stand der Forschung auf lesbare, bestenfalls literarische Weise zusammenfasst.