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Moderne und Mythos.

Hg. von Silvio Vietta. Paderborn 2006.

17 x 24 cm, 263 S., 10 s/w-Abb., pb.

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Kann die Moderne noch etwas mit dem Mythos anfangen oder hat sie den Mythos ad acta gelegt? Hat nicht die Aufklärung den Mythos endgültig als eine naive anthropomorphisierende Erzählung entlarvt? Es ist bemerkenswert, dass mit dem Beginn der ästhetischen Moderne in der Romantik und bei Hölderlin auch eine Renaissance des Mythos beginnt. Dabei fällt die »Neue Mythologie« nicht hinter die analytische Vernunft zurück. Sie will nicht ein »Anderes« der Vernunft symbolisieren, sondern selbst eine umfassende, aufgeklärtere Form von Vernunft sein. In diesem Sinne ist die gesamte literarische Moderne bis in die Gegenwart durchzogen vom Mythos als Ausdruck eines elementar menschlichen Deutungs- und Sinngebungsverlangens. Auch die Moderne ist fortwährende Arbeit am Mythos. Die große Literatur der Moderne ist und bleibt in diesem Sinne mythisch, d.h. auf die kontingente und sterbliche Existenzform des Menschen verwiesen. Gleichzeitig beginnt aber auch mit Napoleon eine unheilige Form der mythischen Überhöhung des sich selbst ermächtigenden Subjekts und seiner Macht. Ihr dienen auch viele - zumeist zweitrangige- literarische Produkte. Hier rückt der moderne Mythos in die Nachbarschaft der Ideologie. Die kritische Literatur der Moderne aber reflektiert diesen Prozess der Bildung von Ersatzmythologien. Moderne und Mythos bilden somit eine ambivalente Geschichte. Zur Notwendigkeit des Mythos in der Moderne gehört auf der anderen Seite die Geschichte eines »unheiligen« Missbrauchs in dieser Epoche.