Obwohl Karl Scheffler eine zentrale und vielumworbene Instanz der Kunstkritik vor 1933 war, hielt er strikt auf Distanz und bewahrte sich eine intellektuelle Unabhängigkeit. Seiner Herkunft stets eingedenk, blieb er skeptisch gegenüber allen Modeströmungen des Betriebs. Die Gefahr einer Beliebigkeit des immer Neuen erkannte er früh und versuchte ihr durch unnachsichtige Reflexion und Selbstprüfung zu begegnen. Die Strenge seines Nachdenkens und kritischen Engagements mag gerade heute unzeitgemäß erscheinen - und ist es eben deshalb nicht. Das überaus lebendig geschriebene Buch, das hier seit 1948 erstmals wieder vorgelegt wird, enthält eine Fülle persönlicher Erinnerungen an die Gegebenheiten und prägenden Gestalten des Kunstlebens zwischen der Jahrhundertwende und 1933. Ausführliche Portraits gelten den Exponenten der Berliner Sezession: Liebermann, Corinth, Slevogt, Barlach u.a. sowie Bruno und Paul Cassirer als den verlegerischen und organisatorischen Protagonisten der neuen Kunst. Ein scharfsinniger wie unabhängiger Intellektueller, der der deutschen Kunst der Vorkriegszeit zum Durchbruch verhalf. Rundum empfehlenswert! (Nimbus)