Diese weite Verbreitung des Buches und des Lesens verdanken wir der europäischen Aufklärung. Auch an Stendal ging diese geistesgeschichtliche Entwicklung nicht vorbei. Im 18. Jh. entstand aus einer bescheidenen Druckerei Franzen eine florierende Druck- und Verlagsanstalt mit Buchhandlung, die unter dem Namen »Franzen und Grosse« eine regionale, ja hin und wieder auch überregionale Wirkung erzielt hatte. Seit den 80er Jahren des 18. Jh. versuchte der neu begründete Verlag ein breites thematisches Programm durchzusetzen und übernahm das »Altmärkische Intelligenz- und Lese-Blatt«, das knapp 100 Jahre erschien. Schulprogramme und -schriften, pädagogische Schriften und Literatur, besonders das klassische Altertum betreffend, standen im Verlag ganz oben an. Zudem wurde eine eigene Leihbibliothek und ein Antiquariat eröffnet und Lesegesellschaften gefördert. Der Katalog behandelt auch die Buchgeschichte vom 15. Jh. bis in die 1. Hälfte des 20. Jh. Seit 1487 druckte hier Joachim Westfal. Sein bedeutsamster Druck, der sog. Sachsenspiegel (1488), wurde für Stendal ein verbindliches Rechtshandbuch. Drucker und Buchbinder sind seit der Mitte des 17. Jh. wieder anzutreffen. Das 16. Jh. brachte in Stendal auch bedeutende Büchersammlungen hervor, wie die Dombibliothek St. Nicolai und die Bibliothek der Schönbeckschen Fundation. Von einer alten Bibliothek ist heute nur noch der Name existent: der Bibliothek des Stendaler Gymnasiums.