Nachdem er sich mit fremder Hilfe aus dem kollabierenden Nazideutschland herausgestohlen hatte, lebte Adolf Eichmann ein beschauliches und aktives Exilleben in Argentinien - bis er vom israelischen Geheimdienst Mossad dort aufgespürt wurde. Obwohl er als »Manager des Holocaust« weltweit bekannt und gefürchtet war, konnte er sich während des Prozesses in Jerusalem 1960 als »überarbeiteter Bürokrat« inszenieren, nicht mehr, wie er sagte, als ein »kleines Zahnrad« in Adolf Hitlers Maschinerie des Genozids. Doch wie war diese Verschleierungstaktik möglich? Wie konnte er am Ende des Krieges einfach verschwinden? Und wie hat er sich aus seinem Versteck heraus betätigt? Die preisgekrönte Autorin Bettina Stangneth stützt sich auf neu entdeckte Dokumente, wenn sie Eichmann nicht als scheuen, wortkargen Kriegsverbrecher auf der Flucht zeigt, sondern als einen begabten sozialen Manipulator mit der unerschütterlichen Fähigkeit, sich selbst neu zu »erfinden« als »Opfer« der Umstände. Die Philosophin hat in Bezug auf Eichmann und andere Massenmörder den Begriff »Schwarzer Idealismus« geprägt. »Philosophie in unserem Jahrhundert ... ist Aufklärung ohne den Glauben an die Unschuld des Denkens«, schreibt sie. (Text engl.)